Die Straßenbahn brachte uns am Samstagmittag zum Restaurant Heuss, auf dem Killesberg, dem Startpunkt unserer diesjährigen Stäffelestour. Nachdem alle Wanderer eingetroffen sind, ging es nach einer Begrüßung von Bernd, unserem routinierten Stadtführer, auch gleich los. Wir marschierten durch den Höhenpark, überquerten wir die Stresemannstraße und dann erreichten wir unser erstes Ziel, die Weissenhof Siedlung. Die Weissenhofsiedlung gilt als eines der bedeutendsten Zeugnisse des Neuen Bauens. Sie entstand 1927 als Bauausstellung des Deutschen Werkbundes in Trägerschaft der Stadt Stuttgart. Trotz erheblicher Zerstörungen im 2. Weltkrieg präsentiert sich das Bauensemble heute als ein hochrangiges kulturelles Erbe des 20. Jahrhunderts mit Frühwerken von Architekten, welche die moderne Architektur prägten.Die Weissenhofsiedlung verkörpert in besonderer Weise die sozialen, ästhetischen und technischen Umbrüche nach dem Ende des 1. Weltkriegs. Um die Bedeutsamkeit der Weissenhofsiedlung aufzuzeigen, gehören seit Juli 2016 zwei von Le Corbusier (1887–1965) geplante Häuser – gemeinsam mit 15 weiteren Bauten in sieben Ländern – zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Da die Zeit etwas knapp war, beeilten wir uns um pünktlich zu unserem nächsten Highlight, dem Polizeimuseum, zu gelangen. Dort erwartete uns bereits Polizeihauptkommissar a. D., Fritz Erlach, welcher uns kompetent durch die Ausstellungsräume führte. Fritz Erlach bot uns eine Zeitreise durch die Polizei- und Kriminalgeschichte Stuttgarts. In eindrucksvollen Themeninseln präsentiert das Polizeimuseum Stuttgart seinen Besuchern die Geschichte der Polizei: spektakuläre Verbrechen aus zwei Jahrhunderten, darunter natürlich auch bekannte Fälle wie der „Hammermörder“, der abscheuliche Mord in Rommelshausen (auch Zementmord genannt) oder den gefälschten Pass vom berühmten Fälscher der Hitler-Tagebücher Konrad Kujau. Darüber hinaus gab es faszinierende Einblicke in die Techniken der Tatortarbeit und der Spurensicherung damals und heute. Auch die RAF-Zeit, der „heiße Herbst“ 1977, wurde für unsere alten Hasen noch einmal in Erinnerung gerufen. PHK a. D. Fritz Erlach brachte dabei immer wieder auch seine persönlichen Erfahrungen aus 46 Jahren Polizeidienst ein und hatte immer wieder auch Ermittlungsdetails parat, die der breiten Öffentlichkeit so nicht bekannt sind.
Historisch interessant, ist die Uniformensammlung, die die Entwicklung vom „Landjäger“ über den „Schutzmann“ zum heutigen Polizeibeamten dokumentiert. Ein Wehmutstropfen ist die fehlende Uniform der Landesmarine, aber man kann nicht alles haben. Nachdem wir uns bei Fritz Erlach für seine Führung bedankten, begaben wir uns durch die Weinberge in Richtung Max-Eyth-See. Unser Weg führte uns über den Aussichtsturm am Burgholzhof, welche unsere sportlichsten Mitglieder bestiegen, ich blieb unten um dies fotografisch zu dokumentieren. Auch hier eine kurze historische Info.
Der Aussichtsturm Burgholzhof ist ein 25 Meter hoher Aussichtsturm in Bad Cannstatt mit umfassender Aussicht auf Stuttgart-Ost, Bad Cannstatt und ins Neckartal bis Esslingen am Neckar. Der gemauerte Aussichtsturm wurde 1891 vom Stadtbaumeister Friedrich Keppler im Auftrag des 1881 gegründeten Verschönerungsverein Cannstatt e. V. auf dem 359 Meter hohen Burgholzhof im Stil eines römischen Turms errichtet. Am 19. September 1891 wurde der Turm im Beisein von Kronprinz Wilhelm festlich eingeweiht. Unterhalb des Turmes gab es von Bernd die traditionelle hochprozentige Runde. Daneben wurde gerade ein Weinbergfest abgebaut, aber Bier bekamen wir trotzdem noch. Nach dieser Stärkung begaben wir uns entlang der Weinberge, über den Schnarrenberg an der Wetterwarte vorbei ins Neckartal. Dort bewunderten wir die Lösswand unterhalb der Aubrücke. Nach sehr interessanten Ausführungen von Bernd über die Entstehungsgeschichte des Löss, begaben wir uns zum Max-Eyth-Steg, auch „Golden Gätle“ genannt, und überquerten den Neckar. Dann war es nur ein noch ein kurzes Stück entlang des Neckars und Max-Eyth-Sees zum Haus am See.
Hier endete unsere diesjährige Stäffelestour. Nach einem Abendessen, mineralienhaltigen Getränken und launigen Gesprächen, begaben wir uns nach Hause.
Vielen Dank an Bernd für die hervorragende Planung und Durchführung der Tour. Ich hoffe, Ihr seid aller meiner Meinung, absolut wiederholungsbedürftig.
Thomas